Das Vineta-Provisorium war eine Aushilfs-Briefmarke, die ab dem 13. April 1901 auf dem Großen Kreuzer SMS Vineta ausgegeben wurde.
Wegen des Mangels an 3-Pfennig-Marken an Bord halbierte der Marine-Oberzahlmeister Carl Wegener der Länge nach 300 Stück 5-Pfennig-Marken (Michel-Nr. 55) der Germaniaserie der Reichspost. Die 600 entstandenen Marken wurden mit einem violetten Handstempelaufdruck 3PF versehen und ohne Beanstandung verwendet.
Das Provisorium diente der Versendung von Zeitungen, in denen über die Feier des Geburtstages des Kaisers bei deutschstämmigen Amerikanern in New Orleans, zu der die Schiffsbesatzung eingeladen war, berichtet wurde und die die Seeleute nach Hause schicken wollten. Drucksachenversand sah die Schiffspost eigentlich nicht vor, weshalb keine Marken zu dem dafür gültigen Portowert von 3 Pfennig an Bord waren.
Der Oberzahlmeister hatte zwar in Absprache mit dem Kommandanten, Kapitän zur See Hermann da Fonseca-Wollheim, gehandelt, erhielt aber nicht die nachträgliche Genehmigung des Reichspostamtes, sondern wurde für sein Vorgehen getadelt. Die Herstellung des Provisoriums widersprach den klaren Bestimmungen der Post, wonach im Falle von Markenmangel Barfreimachung zu erfolgen hatte. Die Reichspost erkannte deshalb diese Aushilfsausgabe nicht amtlich an.
Weitere Umstände im Zusammenhang mit dem Provisorium sind dubios. So nahm zum Beispiel der mit der Abstempelung der Marken betraute Obermaat auch mit zwei oder mehreren Markenhälften frankierte Postkarten und Briefe an, obwohl hierfür reguläre Marken zur Verfügung standen. Darüber hinaus fertigte derselbe Mann nach Rückkehr in die Heimat Überdruckfälschungen an und entwertete diese mit dem echten, rückdatierten Schiffspoststempel, zu dem er offenbar noch immer Zugang hatte.